REESE-ARCHIV

Frühere Meldungen zum Reese-Areal

Sehr geehrte Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Frau Weber,

 

nochmals treten wir von der Initative „Augsburgs Erbe bewahren“ an Sie heran, stellvertretend für die weiteren Unterstützer, mit der dringenden Bitte die letzten baulich zusammenhängenden historischen Strukturen des Kasernengürtels im Augsburger Westen nicht dem Abriss preiszugeben.

In Ihrer neuen Funktion als Oberbürgermeisterin möchten wir Sie bitten, ein wichtiges Stück Augsburger Zeitgeschichte zumindest baulich ablesbar zu erhalten. Geschichte und Erinnerungskultur hat einen Wert für die Stadtgesellschaft und die Berechtigung für künftige Generationen erhalten zu werden, Kultur ist eine der vier Zukunftsleitlinien. Architektonische Spuren in Form von originaler Bausubstanz spielen hierbei eine wichtige Rolle.

Die allen Bürgern der Stadt als amerikanische „Reese“ Kaserne bekannte Anlage birgt 85 Jahre Augsburger Zeitgeschichte des so prägenden und ereignisreichen 20. Jahrhunderts. Wehrmachtskaserne, Lazarett, DP-Camp, fünf Jahrzehnte amerikanische Kaserne, mehr als 15 Jahre Kulturareal. Die amerikanische Militärpräsenz hat jahrzehntelang die Stadt, ihre Bewohner, das Stadtbild mitgeprägt und Spuren sowie Erinnerungen hinterlassen. Die Stadt hat die Verantwortung mit diesem architektonischen Erbe angemessen und sensibel umzugehen.

Amerikanische Veteranen und Besucher bedauern schmerzlich, daß so viele Erinnerungsbauten an die lange gemeinsame Geschichte bereits verschwunden sind, fragen sich ob all Ihr Einsatz ohne Wert ist für Augsburg, so gering geschätzt wird, daß man (fast) alles auslöscht. Gerade mit der Reesekaserne werden sehr viele Erinnerungen verbunden, alte Wirkorte aufgesucht, hier stehen noch verschiedene Funktionsgebäude um einen Platz, wie es sonst nirgends mehr zu finden ist. Nachdem in den anderen Kasernen zusammenhängende Strukturen bereits völlig verschwanden, konzentriert sich die Erinnerung an den einst großen Militärstandort auf das letzte Bauensemble in der Reese. Verstreute Einzelgebäude in der Sheridan, völlig aus dem strukturellen Kontext gerissen, vermitteln nicht mehr den genuinen Charakter einer Kaserne.

In Städten wie Tübingen, aber auch Mannheim, Neu-Ulm etc. wurde bewusst der Weg gewählt, Altes mit Neuem zu verbinden, Geschichte und Geschichten mit Innovation. Man erhält so ein spannendes, aufgewertetes Umfeld/Quartier, das sogar ein wichtiger Standort-und Wirtschaftsfaktor ist. Die nachhaltige Weiternutzung von Bestandsgebäuden entspricht hierbei der im Kurzgutachten, siehe Anhang, erwähnten UN-Resolution ebenso wie der lokalen Agenda.

Da die Gebäude für einen Abbruch ohnehin schadstoffbefreit und entkernt werden, kann dies als Grundlage dienen, die Bausubstanz zu erhalten. Die gefundenen Schadstoffe sind allesamt sanierbar und erzwingen keine Abrisse. Das Erstellen von Wohnungen kann auch, und dies besonders nachhaltig, IM Bestand erfolgen. Hier wären bereits zwischen 150 – 200 Wohnungen erreichbar. Da es den Beschluß von 2019 gibt, den B-Plan des Teilareals nochmal neu anzugehen und ein Wettbewerb zur Neubeplanung vorgesehen ist, sollte man diesem unbedingt die Möglichkeit geben, die historischen Strukuren sinnvoll und als Mehrwert ins durchmischte Neubauquartier zu integrieren. Gewachsene Strukturen ermöglichen die soziale Konstruktion eines Viertels, machen seine Einzigartikeit aus, sind prägender Teil des Stadtbilds.

Bitte verwenden Sie sich für den Erhalt der historischen Gebäude sowie eine sinnvolle und nachhaltige Weiternutzung dieses bedeutenden Bausteins neuerer Augsburger Stadt- und Zeitgeschichte. Bitte helfen Sie, in Abstimmung mit Ihrer Partei sowie dem Koatlitionspartner, die schon in Kürze drohenden endgültigen Abrissarbeiten auszusetzen bzw. zu stoppen.

Hochachtungsvoll
A. Blümel
Sprecherin der Initative „Augsburgs Erbe bewahren“

Lisa McQueen Einzelstadträtin Die PARTEI

Augsburg, 25.05.2020

DRINGLICHKEITSANTRAG

ERHALT von
Reesetheater + Soldatenkantine + Gebäude an der Somme 38 und 40  + Vorplatz

Begründung

Den Blick aufs Große und Ganze nicht zu vergessen bedeutet auch unsere Heimatstadt mal aus der Vogelperspektive zu betrachten und dann Stadtpark und Parklandschaften zu suchen.
Ist schon jemand aufgefallen, dass Augsburg nur einen einzigen richtigen Park besitzt: den Wittelsbacher Park. Alles andere sind Fleckchen (z.B. Hofgarten) und Streifen (z.B. Wertach bei Pfersee und Göggingen).

Und Paradebeispiel ür Verbauung und Verstopfung mit Wohnbau ist der Martini-Park, besser gesagt das Rudiment, das von ihm übrig blieb und die üble Geschichte mit dem Abriss des Gärtnerhauses.
Kurz: Es wird immer mehr Wohnraum im Sinne von Wohnblöcken und Wohnungen geschaffen, aber der Raum zum Atmen und für freie Bewegung wird immer enger.

Gerade im Westen (Pfersee und Kriegshaber) nimmt die Bevölkerungsdichte gerade rasant zu. Die Stadt muss die Chance nutzen, die ihr mit dem Erhalt des historischen Gebäudeensembles der Reesekaserne geschenkt wird! Denn diese Gebäude (Kantine, Theater und die großen Kasernengebäude an der Somme) sind die Verortung eines neuen Parks.

Zusammen mit der Grünfläche westlich vom Abraxas (Spielplatz Reese Park) und dem überaus schützenswerten, multikulturellem Gemeinschaftsgarten (Grow up) mit den mythisch anmutenden Bäumen beim Theater bis hin zum Skatepark am Reesepark ergäbe sich die Möglichkeit einen kleinen Landschaftspark in englischer Manier zu gestalten und einen zusammenhängenden Grüngürtel zu schaffen. – Es ist noch genügend (Be)Bauplatz zwischen der ‚Reese- Allee‘ und ‚Am Exerzierplatz‘ westlich des Kasernenareals.
Die alten Gebäude wirken beruhigend wie so vieles lang Dagewesenes und bieten einen angenehmen Kontrast zur Uniformität der dahinterliegenden Zweckbaumonotonie.
Dazu Laubbäume, vielleicht noch ein Teich mit Brunnenanlage und eine Fahnenstange für den Appellplatz und dezente landschaftsgartenorientierte Bepflanzung.

Und die Gebäude könnten vielleicht sogar wieder von Künstler*innen genutzt werden. Wofür sie sich dann letztlich eignen, darüber kann ja weiter gesprochen werden. (Auch die Kasernen im Viertel Cramerton wurden Wohnraum ohne Abrissaufwand).

Was jetzt Not tut, ist jede Art von sonst den Abrissarbeiten immer vorausgehenden Baumfällungen sofort zu unterbinden!

Und dann muss mit der Abbruchfirma ersatzweise eine Mithilfe bei der Sanierung der Gebäude angeboten werden. Auf keinen Fall darf etwas abgebrochen werden!

Tun wir etwas für Erholungs- und Begegnungsmöglichkeiten in der Stadt, für das historische Erbe und die kulturelle Aufwertung unserer Stadt und auch für das Grün, für die Reduzierung von CO2 Emissionen und Nachhaltigkeit!

Ich hoffe, dass die Initiative ‚Augsburgs Erbe bewahren‘ viele Menschen ins Boot bekommt und wenigstens im Falle der Reesekaserne einen Abriss effektiv stoppen kann!
Das Beispiel des amputierten Martiniparks mit unwiederbringlich niedergemachtem Gärtnerhaus muss genügen und bedarf keiner Wiederholung!

Mit vielen, lieben Grüßen

Lisa McQueen

 

Quelle: Bürgerliche Mitte Augsburg – Freie Wähler, FDP, Pro Augsburg
Augsburg, 22.05.2020

Dringlichkeitsantrag: Reese Kaserne 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne werden derzeit Vorbereitungsarbeiten für den Abbruch des Reese-Theaters und der ehemaligen Kantine vorgenommen. Nach Abschluss der Arbeiten soll im Juni mit dem Abriss begonnen werden. Außerdem ist für diesen Sommer der Rückbau der Kradhalle geplant. Spätestens Mitte 2021 sollen drei weitere Kasernengebäude entlang der Sommestraße abgebrochen werden.

Vor diesem Hintergrund stellen wir folgenden Dringlichkeitsantrag, – den Abbruch der bestehenden Gebäude der ehemaligen Reese-Kaserne (insbesondere Reese-Theater, Kantine und Kradhalle) sofort zu stoppen und die laufenden Vorbereitungsarbeiten (z.B. Schadstoffsanierung und Entkernungsarbeiten) so zu begrenzen, dass eine Weiternutzung der Gebäude möglich wird, – den mit Stadtratsbeschluss vom 27. Juni 2019 festgeschriebenen Ideen- und Realisierungs-wettbewerb für die Bebauung des ehemaligen Geländes der Reesekaserne ergebnisoffen zu gestalten und die Möglichkeit offen zu halten, dass die historische Bausubstanz in die Neuplanung des Stadtviertels einbezogen werden kann.

 

Begründung: 

Der über 10 Jahre alte Bebauungsplans Nr. 228 „Reese Kaserne“ ist in Bezug auf die Flächen zwischen dem Kulturhaus Abraxas und der Förderschule für Hörgeschädigte veraltet. Da sich der Bedarf nach Wohnraum in Augsburg seit 2009 drastisch erhöht hat, reichen die in der ursprünglichen Planung vorgesehenen 240 Wohneinheiten nicht mehr aus. Der Stadtrat hat daher am 27. Juni 2019 einstimmig beschlossen, den Bebauungsplan zu überarbeiten.

Die Neuplanung soll auf der Grundlage eines Ideen- und Realisierungswettbewerbs stattfinden. Eine Vorgabe des Stadtrats ist es, die bisher vorgesehene nicht verdichtete Bauweise durch eine urbane, verdichtete Bauweise zu ersetzen. Dadurch könnten auf dem Areal bis zu 160 Wohneinheiten mehr entstehen als ursprünglich geplant.

Der Ideenwettbewerb bietet die Gelegenheit, die bisherige Planung nicht nur in Bezug auf die Bebauungsdichte und die Zahl der Wohneinheiten auf einen aktuellen Stand zu bringen, sondern auch dem Prinzip der Nachhaltigkeit stärker Rechnung zu tragen, das seit dem ursprünglichen Beschluss 2009 stark an Bedeutung gewonnen hat. Wie Dr. Stefan Lindl vom Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg in einem Gutachten dargelegt hat, widerspräche ein Abriss der Gebäude der ehemaligen Reese-Kaserne der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (UN-Resolution 70/1) sowie der New Urban Agenda, Habitat III der Vereinten Nationen.

Damit die Option erhalten bleibt, die Bestandsgebäude im Sinne der Nachhaltigkeit in die Planung des neuen Quartiers einzubeziehen, muss der Abriss zumindest bis zum Abschluss des Ideen- und Realisierungswettbewerbs verschoben werden. Die bisher ins Feld geführte Argumentation, dass die Schadstoffbelastung der Bestandsgebäude und des Bodens einem Erhalt der Gebäude entgegensteht, ist nicht überzeugend. Wie die derzeit stattfindende Schadstoffsanierung und die Entkernungsarbeiten in Vorbereitung des Abbruchs zeigen, ist eine Entsorgung schadstoffbelasteten Materials auch für den bisher geplanten Abriss zwingend erforderlich. Dass die hierbei anfallenden Kosten nur gegen den Erhalt, nicht aber gegen den Abriss der Gebäude sprechen, ist nicht schlüssig.

Unabhängig von Kostenerwägungen eröffnet ein Abbruch-Moratorium bis zum Abschluss des Ideen- und Realisierungswettbewerbs die Möglichkeit, dem neuen Stadtteil einen historischen Kern mit einer unverwechselbaren architektonische Prägung zu erhalten. In den meisten der in den letzten Jahren entstandenen Neubaugebiete wurden Gebäude errichtet, deren Architektur und Struktur keinerlei lokale Besonderheiten aufweist und die so auch in anderen Städten stehen könnten. Die Gelegenheit, dass auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne ein lebendiges und vielfältiges Stadtviertel entsteht, das wegen der Einbeziehung von Bestandsgebäuden einzigartig und typisch für Augsburg ist, sollte nicht leichtfertig vergeben werden.

Begründung der Dringlichkeit: 

Nach dem Abschluss der Maßnahmen zur Schadstoffsanierung und Entkernung ist der Beginn der Abbrucharbeiten der Gebäude der ehemaligen Reese-Kaserne ab Juni 2020 geplant. Mit einem Abriss der Gebäude würde jedoch die Grundlage für diesen Antrag entfallen, der ja gerade auf einen Aufschub der Abbrucharbeiten abzielt. Eine Behandlung des Antrags in der Sitzung des Stadtrats am 28. Mai 2020 ist somit aus unserer Sicht unvermeidlich.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Wengenmeir, Fraktionsvorsitzender

Regina Stuber-Schneider,  stv. Fraktionsvorsitzende

Peter Hummel, Stadtrat

Lars Vollmar, Stadtrat

 

Quelle: Forum Augsburg

Unterstützung von Seiten der Wissenschaft

Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“– Rettet die Reese

Dr. Stefan Lindl, Privatdozent am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg, hat ein Kurzgutachten zum Reese-Gelände verfasst. 

Darin empfiehlt er dringend den Erhalt der Bestandsgebäude und weist darauf hin, dass Augsburg im Falle eines Abrisses sogar gegen eine UN-Resolution verstoßen würde, die die BRD unterschrieben hat. Wir stellen auch die komplette Stellungnahme von Stefan Lindl zur Verfügung ( 1 ). Zu dem zweiten in der Pressemitteilung genannten Wissenschaftler, Daniel Fuhrhop, Universität Oldenburg, schrieb uns die Initiative:

„Auszug aus ‚über mich‘: … Doch nach vielen Jahren, in denen mein Verlag einen schillernden Neubau nach dem anderen präsentierte, wuchs meine Skepsis gegenüber dem Bauen. Noch als Verleger begann ich, mit Experten aus Stadtplanung, Architektur und Immobilien nach einem sinnvollen ‚Stadtwandel in Zeiten des Klimawandels‘ zu suchen und startete die gleichnamige Publikationsreihe. Zu 2013 verkaufte ich meinen Verlag, und auch wenn dies viele Gründe hatte, so gehörte dazu der Wunsch, nicht mehr für Neubau zu werben, sondern ihn zu kritisieren. Im Herbst 2013 startete ich den Blog ‚Verbietet das Bauen‘ ( 2 ) mit Texten, Podcasts und Filmen, die zeigen, wie schädlich das Bauen ist und wie gut wir ohne auskommen könnten, indem wir Leerstand beseitigen, Fläche effizient nutzen und uns darauf besinnen, was wir schon haben – unsere Häuser und Städte.“

Bruno Marcon von Augsburg in Bürgerhand stellte bereits für die Stadtratssitzung am 14. Mai einen Antrag an die Oberbürgermeisterin: „Gebäude auf dem Reese-Gelände Ost bewahren“ ( 3 ):

„– Die Abrissarbeiten in der Reese Kaserne, im speziellen der Gebäude Kradhalle und Kantine, sind sofort zu stoppen, um keine weiteren Fakten zu schaffen.

– Ein ergebnisoffener städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb soll ermöglicht Werden.

– Der Grad der Kontamination soll fundiert und transparent geklärt und dargestellt werden, um zu prüfen, ob Abrisse unumgänglich sind oder ob eine Weiternutzung möglich ist. Hierzu sollen die Beprobungsbefunde von 2019 offengelegt werden. Die bisher erfolgten Schadstoffsanierungen und Entkernungen können als Grundlage für eine künftige und dauerhafte Weiternutzung dienen.“

Da die Frist für einen Dringlichkeitsantrag von drei Tagen vor der Stadtratssitzung nicht gewahrt war, wurde der Antrag formal nicht behandelt. Bruno Macron erklärte uns gegenüber aber, dass er diesen Antrag, eventuell in modifizierter Form, für die Stadtratssitzung am 28. Mai erneut stellen wird. Es ist sehr wichtig, die Bauverwaltung zu zwingen, in Sachen Schadstoffsanierung endlich mit offenen Karten zu spielen. Denn die Kontaminierung der Gebäude ist das notorische Argument der Verwaltung für den Abriss.

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Bericht der Stadtzeitung Augsburg, 15.5.2020

Augsburger Historiker spricht sich für Erhalt der Reese-Kaserne aus

In einem Kurzgutachten hat der Wissenschaftler und Autor Dr. Stefan Lindl, der am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg tätig ist, sich für den Erhalt der historischen Gebäude der ehemaligen Reese-Kaserne ausgesprochen. Eine Bürgerinitiative kämpft bereits seit Jahren um den Erhalt der Bauwerke. Dennoch hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft inzwischen mit den Abrissarbeiten begonnen. Auf dem Reese-Areal soll neue Wohnbebauung entstehen.

Aufgegeben hat die Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ allerdings noch nicht. Bestärkt fühlt sie sich nun auch durch eine Stellungnahme des Augsburger Historikers Stefan Lindl. In dieser mache er „unmissverständlich klar, welchen Wert historische Strukturen in der Stadt haben“, schreibt Alex Blüml von der Bürgerinitiative. In seiner Stellungnahme empfiehlt Lindl, die übrigen Bestandsgebäude auf dem Reese-Areal zu erhalten. Durch die historischen Gebäude ergebe sich für das Neubaugebiet im Stadtteil Kriegshaber „ein Gefühl von einem Mehr als nur Architektur, die überall stehen könnte und keine lokale Spezifik entwickelt und ausweisen kann“. Eine sichtbare Geschichte sei außerdem wichtig für die gemeinsame Identität eines Stadtteils und seiner Bewohner.

»Völlig einzigartige Züge«

„Die baulichen Bestandsreste des Reese-Kasernen-Areals ließen sich im Sinne einer Kultur der Nachhaltigkeit nutzen, um ein authentisches Stadtviertel zu schaffen, das völlig einzigartige Züge trägt“, so Lindl. Der Wissenschaftler empfiehlt der Stadt deshalb, den historischen Bestand weitestgehend weiter zu nutzen. Dass die Gebäude nicht unter Denkmalschutz ständen, sei ein gestalterischer Vorteil. Vor allem die ehemalige Soldatenkantine und die drei gegenüberliegenden Kasernenbauten sowie die Kradhalle verfügten über großes Potenzial für eine weitere Nutzung.

Spezifische historische Bauelemente könnten laut Lindl auch Teil moderner Architektur oder Raumplanung werden. So könne etwa die hufeisenförmige Platzgestaltung der Reese-Kaserne mit gestalterischen Mitteln bewahrt und in einer neuen Gestalt sichtbar bleiben.

Gesamten Bericht lesen auf stadtzeitung.de

PM 15.5.2020, Initiative »Augsburgs Erbe bewahren« – Rettet die Reese

Renommierter Wissenschaftler stützt mit einer Expertise das Anliegen der Akteure im Kampf um den Erhalt des letzten Bauensembles in der Reese-Kaserne

In einem Kurzgutachten macht der Wissenschaftler, Preisträger und Autor Privatdozent Dr. Stefan Lindl unmissverständlich klar, welchen Wert historische Strukturen in der Stadt haben und wie groß ihre Bedeutung ist im Hinblick auf »Identität, Orientierung in der Zeit, Wirtschafts- und Standortfaktor, Nachhaltigkeit, Einzigartigkeit und Authentizität«.

Der Erhalt der Bestandsgebäude wird dringend empfohlen, um dem neu zu entwickelnden Viertel eine historische Komponente zu geben, »ein Gefühl von einem Mehr als nur Architektur, die überall stehen könnte und keine lokale Spezifik entwickelt und ausweisen kann«. Hinzu kommt für eine »soziale Konstruktion von Stadtvierteln«, die Notwendigkeit von einem »Wissen, das erzählt und gefühlt wird, Bewusstsein der BewohnerInnen, auf einem Ort voller Geschichte und Geschichten zu sein, Wissen über dessen Genese.« Besonders wertvoll wird ein Stadtteil, wenn dieses Wissen »bestimmten architektonischen Elementen«, also materiellen historischen Werten, zugeschrieben werden kann, an denen sich Geschichte festmachen lässt. Originaler Bestand kann dieses Gefühl für die Geschichtlichkeit eines Viertels und somit auch seine Einzigartigkeit und ortstypische Besonderheit hervorrufen.

»Die baulichen Bestandsreste des Reese-Kasernen-Areals ließen sich im Sinne einer Kultur der Nachhaltigkeit nutzen, um ein authentisches Stadtviertel zu schaffen, das völlig einzigartige Züge trägt. Die historischen Werte, die zu einer gewichtigen sozialen Konstruktion eines Stadtviertels beitragen, wären im Falle der Reese-Kaserne in einem Bebauungsplan umsetzbar. Dies würde der Agenda 2030 und der New Urban Agenda, Habitat III entsprechen« (eine UN-Resolution, 70/1, die auch die BRD unterschrieb und die daher eigentlich Grundlage und Arbeitsauftrag für Städte und Kommunen sein sollte; leider folgt Augsburg dem nicht, sondern geht immer wieder den Weg des Abreißens).

Stefan Lindl hält fest, daß die Bauwirtschaft »so viel CO2 emittiert und soviel Abfall produziert wie keine andere« und Abreißen und Neubauen nicht der o.g. UN-Agenda entspricht. Er thematisiert ebenso, daß eine Neubau-Architektur zumeist nichts Lokales und Historisches erkennen lässt, sondern dezidiert geschichtslose Räume entstehen. Daß aber Identität durch Geschichte ein nicht zu vernachlässigender Wirtschafts-und Standortfaktor ist.

In diesselbe Richtung einer Empfehlung des Erhalts geht auch folgendes Statement des Experten und Autors Daniel Fuhrhop, der besonders auf den nachhaltigen Umgang mit vorhandener Bausubstanz abhebt.

Bei den Gebäuden der Reesekaserne wird behauptet, ein Abriss sei ökologischer, ohne das fundiert zu prüfen: Eine korrekte Aussage zur Ökobilanz kann man nur auf der Grundlage eines ganzheitlichen Vergleichs treffen, wie er in der Schweiz bei Bauprojekten seit langem üblich ist – dabei wird für eine Sanierung alternativ zu Abriss und Neubau dreierlei vergleichen, die Energie für den Betrieb (vor allem Heizen), über die meist geredet wird, dazu aber kommt der Energieaufwand für den Abriss und vor allem für den Bauprozess, der bei modernen Gebäuden oft größer ist als die im gesamten Lebenszyklus zu erwartende Heizenergie; schließlich lohnt der Blick auf Mobilität mit den bei Neubau üblichen Tiefgaragen und dem dadurch programmierten Verkehr. So eine Ökobilanz wird oft nicht durch Schadstoffe im Altbau verändert, weil diese so oder so entfernt werden müssen. Eine ähnlich ganzheitliche Analyse der Lebenszykluskosten ergibt womöglich, dass die Sanierung Wohnraum günstiger schafft als ein teurer Neubau.

Daniel Fuhrhop, Universität Oldenburg und freier Autor (»Verbietet das Bauen!«)

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Quelle: Augsburg in Bürgerhand, 10. Mai 2020

ANTRAG

Gebäude auf dem Reese-Gelände Ost bewahren

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

seit 2019 hat die Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ und weitere Akteure der Stadtgesellschaft zusammen mit Experten schon mehrfach aufgezeigt, wie die historischen Gebäude auf dem Reese­Gelände Ost bewahrt werden können, indem sie in eine neue Stadtteilplanung sinnvoll integriert werden. Diese wurde in zahlreichen Presseerklärungen, offenen Briefen und öffentlichen Darstellungen erläutert

Weiterlesen / PDF herunterladen bei augsburg-in-buergerhand.de

Quelle: Dr. Stefan Lindl, 9. Mai 2020

Reese-Kaserne | Augsburg

Stellungnahmen: Stadtviertelentwicklung,
Baurestbestand Reese-Kaserne, Augsburg
Nachhaltigkeit, Identität, Historizität

UN-Resolution 70/1, NUA – Allgemeines zum Umgang mit dem Bestand

Ob Baubestand erhalten bleibt oder nicht, unterliegt lediglich zweier Haltungen. Soll weitergebaut oder soll neu gebaut werden? Die Haltung des Weiterbauens entspringt heute einer Kultur der Nachhaltigkeit, die kulturell nachhaltig wirkt: Lokales, Historisches wird bis zu einem gewissen Grad bewahrt und weiterentwickelt, ohne die kontemporären Bedarfe zu missachten. Diese Haltung entspringt einer Bau-Kultur der Nachhaltigkeit, weil keine andere Branche so viel CO2 emittiert und keine andere so viel Abfall produziert wie die Bauwirtschaft. Abreißen und Neubauen erschafft hingegen eine Kultur des Pragmatismus, die zumeist ubiquitäre Architektur hervorbringt, die nichts Lokales und Historisches erkennen lässt. Räume werden dezidiert geschichtslos gestaltet, obgleich sie mit Hilfe des Baubestands Identität stiften könnten und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern eine Orientierung in der Zeit ermöglichten. Identität durch Geschichte ist ein Wirtschaftsfaktor, ein Standortfaktor, der über Narrationen oder Storytelling funktioniert, dabei spielt originaler Bestand als Identifikationspunkt eine bedeutende Rolle. Wer architektonisch etwas Bedeutendes erschaffen möchte, kann auf schon Bedeutetes zurückgreifen. – Das ist die einfache Formel des Weiterbauens.

Bestand ist in einer Kultur der Nachhaltigkeit für urbane Räume nützlich, hinreichend und notwendig im Bezug auf die UN-Richtlinien: Sein Abriss ist nicht im Sinne der UN-Resolution 70/1, Transformation unserer Welt, die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung von 2015, Ziel 11 und der New Urban Agenda (NUA), Habitat III von 2016.

Zukunftsweisend ist eine Kultur der Nachhaltigkeit, die Einzigartigkeit und Authentizität der urbanen Räume befördert. – Eine der Ableitungen der Resolution 70/1 und der NUA ist das Leitbild der authentischen Stadt.

Der Wert urbaner Räume: Leitbild authentische Stadt

Was macht den Wert einer authentischen Stadt im 21. Jahrhundert aus?

  1. Historizität: Pflege und Weiterentwicklung lokaler historischer Architektur mit Geschichte, Entwicklung lokaler bzw. kultureller Leitbilder, wie das Leitbild Europäische Stadt.
  2. Ästhetik: Exzellente, außergewöhnliche neue Architektur, die ihre eigene Geschichte zukünftig schreibt.
  3. Technik: Bautechnische oder bauphysikalische Neubauten im Sinne einer Kultur der Nachhaltigkeit.
  4. Resilienz: Stadtentwicklungskonzepte, die urbane Vulnerabilität vermeiden.

Diese vier, sich nicht gegenseitig ausschließenden Möglichkeiten sind zeitgemäße Formen authentischer Stadtentwicklungen. Authentische Städte sind immer originär, weil sie mit der lokalen Einzigartigkeit spielen. Authentizität steigert den Wert der Stadtviertelentwicklung, Geschichte spielt dabei immer eine besondere Rolle. Im Falle der Reese-Kaserne wäre das das Narrativ der Demokratisierung: Von der Kaserne der Wehrmacht im NS zur Unterkunft der DPs hin zur Kaserne der ur-demokratischen Streitkraft der US-Army.

Weiterlesen bei stefanlindl.de

Quelle: Augsburg in Bürgerhand, 16. April 2020

Historische Gebäude auf dem Reese-Gelände Ost bewahren! Keine Fakten schaffen!

Wie die Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ schon mehrfach aufgezeigt hat, könnten die historischen Gebäude auf dem Reese-Gelände Ost bewahrt werden, indem sie in eine neue Stadtteilplanung sinnvoll integriert werden. Die Gebäude um den ehemaligen Exerzierplatz eignen sich für die Neuentstehung eines Stadtteilzentrums, einer „Begegnungsstätte“ für Menschen aller Generationen. Eine Versorgungsstruktur mit Kleingewerbetreibenden und Flächen für die Unterstützung von jungen Startup-Unternehmen sind denkbar. Eine vielseitige Nutzung und damit auch eine Förderung von dezentralen Spielstätten für die Kleinkunstszene in Augsburg, wird gerade durch die kulturelle Verbindung von Reese-Theater und Kradhalle ermöglicht. All das würde sich mit der notwendigen Schaffung von Wohnraum, unter anderem auch für Studenten verbinden lassen.
„Wir könnten damit endlich das richtige Signal für eine nachhaltige Stadtteilentwicklung setzen, wenn wir mit dem begonnenen Abriss nicht weiter Fakten schaffen würden“, so Bruno Marcon, Stadtrat von Augsburg in Bürgerhand. “Es ist momentan überhaupt keine Notwendigkeit gegeben, die Gebäude jetzt abzureißen“ und Marcon führt weiter aus: „Erst sollte sinnvoll geplant werden und dann erst können Entscheidung gemeinsam mit den Bürger/Innen getroffen werden“.
Zudem ist noch ungeklärt, was mit dem alten gewachsenen Baumbestand auf dem Exerzierplatz geschehen soll. Dieser sollte beim Erhalt der historischen Gebäude ebenfalls mit berücksichtigt werden.
Auch die Argumentation der Verantwortlichen für einen Abriss, die Gebäude wären kontaminiert, scheint schon aus Kostengründen fragwürdig. Denn die Entsorgungskosten für die Altlasten würden sowohl bei einem Abriss, als auch bei einer Sanierung anfallen. Schließlich sollte der bestehende Grad der Kontamination fundiert und transparent geklärt werden, zumal sich die Frage stellt, wie die bisherigen Nutzer unter diesen Umständen eine Betriebserlaubnis erhalten konnten.
Presseerklärung als PDF

Quelle: DIE LINKE Augsburg, 31.03.2020

Abbrucharbeiten auf dem dem Reese-Gelände Ost stoppen

Die begonnenen Abbrucharbeiten auf dem Reese-Gelände Ost müssen sofort gestoppt werden!“, so unsere neu gewählte Stadträtin Christine Wilholm. Die Gebäude mit Kradhalle und Bombig, das Reese-Thester sowie dem früheren „Kantine“-Klub müssen stehen bleiben und weiter als Ort der Stadtteilkultur genutzt werden, als Bürger*innenhaus, für Vereine, Jugendsozialarbeit, Seniorentreff. Bei Kradhalle mit dem „Bombig“ und dem Reese-Theater wurde bereits mit Innen- und Fassadenarbeiten begonnen, doch noch sind sie zu retten.
‚Machen wir nicht den selben Fehler wie damals mit dem Hasenbräugelände“, so Wilholm weiter „rauben wir nicht einem weiteren Ort in unserer Stadt die Erinnerung an vergangene Zeiten. In der Kammgarn hat es doch auch funktioniert, in den Bestandsgebäuden Orte der Kultur und der Erinnerung zu schaffen. Das Reese-Areal ist ein ebenso geschichtsträchtiger Ort. Schaffen wir keine unwiderbringbaren Fakten durch vorschnellen Abriss, der Bebauungsplan von 2009 muss geändert, die letzten alten Gebäude gerettet werden!“

PM 31.3.2020

Reese-Kaserne,
gebaut als Reiterkaserne der Wehrmacht,
dann Camp of Displaced Persons, Lazarett, US-Kaserne, University of Maryland, Kulturquartier –
85 Jahre prägende Zeitgeschichte

Nach wie vor sind wir davon überzeugt, daß man hier benötigten Wohnraum schaffen und zugleich die historischen Strukturen erhalten kann. Dieses mittlerweile einzigartige Ensemble von Funktionsgebäuden am historischen Platz kann saniert und sinnvoll umgenutzt werden, ob als Wohnraum oder für diverse andere Zwecke: sozial, wirtschaftlich, kulturell.

Ein Baustein der Zeitgeschichte, erzählende Gebäude, die aber einer Modernisierung oder einem Neubau nicht im Wege stünden, sondern dieses Quartier aufwertend ergänzen würden.
Als wir erstmalig in einem AZ-Artikel im Februar davon hörten, daß der veraltete B-Plan tatsächlich revidiert werden soll im betreffenden Areal, was wir immer forderten, und es im Vorfeld sogar einen Architektenwettbewerb geben wird, weckte dies Hoffnung auf einen Erhalt und eine Integration des Bestands in das Neubaugebiet. Der Appell letzten Jahres an die Stadt, hier mit ihrem Erbe sorgsam und angemessen umzugehen, den Bestand zu erhalten, schien umsetzbar. Aber der Auftrag zum Abbruch der Gebäude wurde am 2.3.2020 dennoch vergeben, trotz unserer intensiven Bemühungen um Aussetzen oder Aufschieben.
Obwohl nun erst ein Wettbewerb stattfindet und Baubeginn frühestens in fünf Jahren ist, will man weiter Fakten schaffen und es dem neuen Stadtrat somit verwehren sich für Neuplanungen zusammen mit dem historischen Bestand Spielräume offen zu halten. Der Wettbewerb könnte Lösungen erarbeiten, wie die ortstypischen, städtebaulich wichtigen und zeugnishaften Strukturen als aufwertende Qualität ins Viertel integriert werden könnten, ohne auf den benötigten Wohnraum verzichten zu müssen.

Diese wäre eine Chance für dieses noch in städtischer Hand befindliche Areal, die berechtigte Erinnerung und Lesbarkeit von Geschichte mit Modernisierung und Durchmischung zu verbinden. Hier könnte der neue Mittelpunkt von Kriegshaber entstehen. Im Westen Augsburgs, der mit seinen ehemals drei großen amerikanischen Kasernen und großen Wohngebieten 50 Jahre gemeinsames deutsch-amerikanisches Miteinander vorlebte.
Diese wichtige Epoche soll zum 75. Jahrestag der Befreiung und trotz vielfältiger Rettungsversuche ohne jede Not ausgelöscht werden, das einmalige Bauensemble am kastanienumstandenen Platz soll für immer verschwinden.

Bagger an der Kradhalle, 27. März 2020, Foto: Norbert Pudlitz

Plötzliche Änderung des Zeitplans beim Rückbau Reese!?

Soeben erreicht uns die Nachricht, daß Samstag Vormittag, 28.3., innerhalb der Kradhalle ein großer Bagger arbeitet und anscheinend Entkernungsarbeiten o.ä. vornimmt.
Laut offiziellem Rückbauplan der AGS stünden aber für dieses Gebäude erst ab Mai Schadstoffsanierungen an, Entkernungsarbeiten dann ab Anfang Juli.
Auch in der Kantine sind Arbeiter der Abbruchfirma schon seit Mitte März tätig, obwohl für dieses Gebäude Schadstoffsanierung erst ab April und Entkernungen ab Mai bis Juni angegeben werden.Warum diese plötzliche Änderung der Abläufe? Sollen so noch schneller irreversible Fakten an den umkämpften Gebäuden geschaffen werden, die eine eventuelle Sanierung gänzlich unmöglich machen, da Schäden gemacht werden, die nicht mehr auszugleichen sind? Es somit dem neuen Stadtrat, der erst ab Mai zusammentritt, vollkommen unmöglich werden, die Bestandsgebäude in die vorgesehenen Neuplanungen miteinzubeziehen und durch den Architektenwettbewerb Lösungen und Entwürfe zu bekommen, die den Erhalt des historischen Bestands zusammen mit dem nötigen Wohnungsneubau als machbar erarbeiten? Was übrigens unserer Meinung nach problemlos ginge, wenn man höhergeschossig baut und Wohnraum teilweise auch im Bestand schafft.
Übersichtsplan der AGS mit vorgesehenen Zeitfenstern der Sanierungs- und Rückbaumaßnahmen an der Reese-Kaserne (Quelle: AGS)

Weber, Wurm und Wahlversprechen

Vor der Stichwahl des Augsburger Oberbürgermeisters fordert die FDP die beiden Kandidaten Eva Weber (CSU) und Dirk Wurm (SPD) auf, sich in der Diskussion um die Zukunft der historischen Kasernengebäude auf dem Reese-Areal zu ihren zentralen Wahlversprechen zu bekennen.

Zum Bericht in der Stadtzeitung

Es ist ein Skandal!

Unglaublich, was hier gerade geschieht.

PM 16.3.2020, zur neuesten Entwicklung  in der Reese

Vorigen Dienstag erhielt der Stadtrat Hr. Wagner, Aufsichtsratmitglied der AGS, von Geschäftsführer Dr. Hoppe die Auskunft, daß diesem keinerlei Termin für Beginn der Abbrucharbeiten in der Reesekaserne bekannt seien. Hr. Wagner hatte sich auf unsere Bitte hin um Informationen bezgl. drohender Abrisse bemüht und hierzu den Geschäftsführer der Wohnbaugruppe am Dienstag telefonisch kontaktiert, um etwas über möglicherweise zeitnah anstehende Termine zu erfahren.

Entgegen dieser Auskunft, daß Hrn. Hoppe keinerlei Termin bekannt sei und der Aussage von Hrn. Wagner, daß es wohl kaum möglich sei, daß Abrisse begonnen würden, ohne daß der Geschäftsführer der fürs Gelände zuständigen AGS hiervon wüßte, beginnt heute die Abbruchfirma Kreppold mit vorbereitenden Tätigkeiten auf dem Gelände. Der laut inoffiziellen Quellen schon länger feststehende und von uns immer befürchtete Abriss noch im März wird also stur weiterverfolgt, obwohl sich eine immer größere Zahl an Bürgern, Verbänden aber auch Politikern für den Erhalt, oder zumindest dessen Überprüfung, der gewachsenen Strukturen in Kriegshaber und deren Umnutzung und Integration ins Neubauquartier ausspricht.

Die immer wieder als Hauptargument herangezogene Behauptung, die Gebäude seien schadstoffverseucht und unsanierbar, ist nicht im geringsten korrekt. Wir fordern weiterhin dringend eine neutrale und transparente Überprüfung und bis dahin ein Aussetzen jeglicher Handlung, das vorzeitig irreversible Fakten schafft.

Nachdem der Baubeginn frühestens in 5 Jahren erfolgen soll und zuvor noch ein Architektenwettbewerb etabliert wird, muss den neu gewählten Stadtvertretern, Fachleuten sowie der aktiven Bürgerschaft die Option gegeben werden, den Bestand in die Planungen miteinzubeziehen und am historischen Exerzier-und Appellplatz durchmischte Funktionen und benötigte Nutzungen anzubieten. Für die Aufwertung des großen, bisher sehr monotonen, Neubauquartiers, für die Qualität des Viertels und darüber hinaus, für den Erhalt von ortstypischen, prägenden Geschichtsbausteinen von Kriegshaber und der neueren Zeitgeschichte Augsburgs!

Die Fraktion der Grünen hat bzgl. des Erhalts und Weiternutzung eine offizielle Anfrage gestellt, der Bund Naturschutz, auch Unterzeichner des letztjährigen offenen Briefes an die Stadt, hat das Baureferat und die Stadtplanung direkt angeschrieben, die SPD Fraktion will sich des Themas Reese und möglichen Erhalt annehmen, einzelne Teile der SPD kündigen aktive Unterstützung an, fast alle kleineren Parteien oder Wahlgruppen sprechen sich direkt für den Erhalt aus und wollen dies ebenso direkt unterstützen. Nur die CSU und ihr Baureferent halten an der in den 2000er Jahren eingeschlagenen Linie der Komplettabrisse fest und verweigern sich jeglicher Neubewertung.

Trotz Wohnungsbau auf dem Areal wäre es durch kluge und sensible Planung möglich, die historischen, ortstypischen Strukturen zu erhalten, die Spuren einer prägenden und ereignisreichen Epoche ablesbar zu halten und diese sogar als besondere Qualität für ein abwechslungsreiches und lebenswertes Umfeld zu integrieren.

Diese Woche hat sich zudem auch noch der Bund Naturschutz in einem direkten Schreiben ans Baureferat sowie die Stadtplanung gewandt mit der dringenden Aufforderung, hier keine irreversiblen Fakten durch Abbrüche und Fällungen zu schaffen bis die künftige Bebauung und Nutzung geklärt ist. Der BN bittet ebenso wie wir darum, dem neuen Stadtrat Möglichkeiten offen zu halten, die Bestandsgebäude miteinzubeziehen.

Endlich mal eine gute Nachricht – anscheinend keine zeitnahen Abrisse mehr zu befürchten!

Mit Kenntnisstand vom 15. März 2020

Diese Woche baten wir den SPD-Stadtrat Hrn. Wagner, designierter Aufsichtsrat der städtischen AGS,  um Auskunft zum drohenden Abriss von Reesetheater, Kantine und Kradhalle, insbesondere um Information bzgl. des konkreten Termins für den Beginn der Abbrucharbeiten auf dem Gelände in der Reesekaserne, von dem es aus inoffiziellen Quellen,  immer hieß, es würde jetzt im März begonnen werden.  Er wurde sofort aktiv, hierfür nochmal vielen Dank, und kontaktierte umgehend den Geschäftsführer der Wohnbaugruppe Augsburg (WBG und AGS) Hrn. Dr. Hoppe, um die erbetene Auskunft zu erhalten. Dieser teilte mit, daß ihm zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Termin für einen Beginn der Abbrucharbeiten bekannt sei. Dies deckt sich auch mit der Auskunft von diesem Montag aus Reihen des  SPD-Fraktionsvorstandes, daß deren Vorsitzenden keine Info über einen anstehenden Abbruch vorliegt.
Dies macht uns Hoffnung, daß die Abrisse vorläufig nicht vollzogen werden und somit die Chance besteht, daß die neu gewählten Stadtvertreter in Ruhe die Umplanungen des betroffenen Teilareals angehen können und Spielräume und Optionen haben, den Bestand, also die gewachsenen historischen Strukturen des Stadtteils in das neu entstehende Quartier zu integrieren.
Diese Woche hat sich zudem auch noch der Bund Naturschutz in einem direkten Schreiben ans Baureferat sowie die Stadtplanung gewandt mit der dringenden Aufforderung, hier keine irreversiblen Fakten durch Abbrüche und Fällungen zu schaffen bis die künftige Bebauung und Nutzung geklärt ist. Der BN bittet ebenso wie wir darum, dem neuen Stadtrat Möglichkeiten offen zu halten, die Bestandsgebäude miteinzubeziehen.

Kein Luxus – Erhalt von Augsburgs letzten US-Kasernenensemble auf dem Reese-Areal

Pressemeldung vom 09. März 2020
Trotz neuerdings entspannter Zeitschiene – der Baubeginn an der Sommestraße wurde auf 2025 verschoben – hält man am zeitnahen Abriss von Kantine, Kradhalle, Reese-Theater und in etwas Abstand den Mannschaftsgebäuden fest. Ins Feld geführt werden hinlänglich bekannte Argumente: Die Bestandsgebäude würden der Wohnbebauung im Weg stehen, außerdem sei deren Schadstoffbelastung so hoch, dass eine Sanierung nicht in Betracht käme. Behauptungen, die nach uns vorliegenden Unterlagen und Gesprächspartnern nicht stimmen, von der Stadt nicht transparent offengelegt werden und somit nicht neutral überprüft werden können.
Wir fordern daher: ohne Offenlegung der Schadstoffbeprobungen und bis zur Konstituierung des neuen Stadtrates darf nicht abgerissen werden mit der Argumentation, es sei alles unrettbar verseucht!
Unserer Meinung nach muss der in Kürze neu gewählte Stadtrat die Möglichkeit erhalten, sich mit dem Reese-Areal zu beschäftigen, und zwar mit der Möglichkeit, stadtprägende historische Strukturen miteinzubeziehen, damit ein Stadtviertel trotz Konversion seine Identität behält.

hier weiterlesen

Ist das Geschichte oder kann das weg?
Bericht der Süddeutschen Zeitung

Auf dem Augsburger Reese-Areal sollen die letzten US-Kasernen zugunsten von Wohnungen verschwinden. Eine Initiative will das historische Erbe bewahren – ohne Neubauten zu verhindern.

(weiterlesen in der Süddeutschen Zeitung, Beitrag von Florian Fuchs, 21.02.2020

ANMERKUNG: Bezüglich der vom Baureferenten behaupteten Unsanierbarkeit der Gebäude liegen uns Auszüge eines Schadstoffberichtes vor, die dies augenscheinlich widerlegen. Wenn die Stadt hier keine Fakten schaffen und die in Kürze beginnenden Abrisse aussetzen würde, könnte man dies transparent überprüfen und ergebnisoffen den Erhalt der Bestandsgebäude sowie die Einbindung der historischen Strukturen ins neue Quartier diskutieren.

Am 28. Februar 2020 hat auch die lokale Tageszeitung Augsburger Allgemeine über das Thema berichtet, den Artikel findet ihr hier. 
Hierzu errreichte uns nur Stunden später ein erster Leserbrief, ein weiterer folgte bald, wir freuen uns auf mehr.
Unabhängig davon, ob und was die AZ abdruckt, teilen wir hier gerne diese und weitere

LESERBRIEFE

»Last chance« für Reese

Das Ansinnen der Bürgerinitiative zum Erhalt des letzten Augsburger Kasernenensembles ist als „last chance“ dringend nötig. Auch in der Reese werden gewachsene, interessante Stadtstrukturen wider besseren Wissens zerstört. Was bleibt, ist eine urbane Brache, freigegeben zur x-beliebigen Bebauung wie draußen auf freiem Feld. Ergebnis: die gesichtslose Stadt. Die so oft ins Feld geführte Schadstoffbelastung ist ein nicht tot zu kriegendes Totschlagargument, dass auch 25 Jahre nach Beginn der Konversion in Augsburg noch zieht. Wenn es in den ehemaligen US-Kasernen wirklich nennenswerte – und nicht behebbare – Schadstoffprobleme gegeben hätte, dann wäre das Sheridan-Gebäude 134 heute kein Pferseer Kindergarten. Und die drei Blocks des ehemaligen Westkrankenhauses, ursprünglich ebenfalls Mannschaftsunterkünfte wie in der Reese, wären nicht in den 1980er Jahren in hochwertige WBG-Wohnungen umgewandelt worden. Wo ein (politischer) Wille ist, sind Mittel und Geld vorhanden.

Man weiß nicht, was verheerender ist – die Tabula-Rasa-Mentalität aufgrund vermeintlichen „öffentlichen Drucks“ oder das mehr als offensichtliche Unvermögen, das Zerstörte adäquat oder höherwertiger zu ersetzen. Gleichzeitig schafft man es nicht, Angefangenes angemessen zu Ende zu führen – Beispiel Fugger-Boulevard – oder städtebauliche Ärgernisse (Dauerbrache Kongress-Parkhaus) entschlossen und bürgernah zu beheben.

Unterdessen verrotten aufgrund amtlicher Planlosigkeit die als denkmalpflegerisches Feigenblatt gerne präsentierten wenigen verbliebenen Gebäude in der Sheridan-Kaserne – die Chapel ist abbruchreif und das denkmalgeschützte Offizierskasino zerbröselt seit 20 Jahren ungeheizt. Wenigstens die Halle 116 scheint aufgrund langjährigen bürgerschaftlichen Drucks fürs Erste gerettet und harrt der Umwandlung zum Denk- und Lernort. Diese nachgerade verheerende Stadtbaubilanz gilt es bei den anstehenden Stadtratswahlen sorgfältig zu berücksichtigen.

Darius Makischke, Augsburg

 Erinnerungskultur & Graue Energie / Reese-Areal 

Der Augsburger Nachhaltigkeitsdiskurs hat vier (anstatt wie andernorts drei) Zukunftsleitlinien: Ökologie, Wirtschaft, Soziales und Kultur. Das darauf basierende Stadtentwicklungskonzept wurde kürzlich druckfrisch vorgestellt. Beide, die Zukunftsleitlinien, wie das STEK, sind Maßgaben für die Stadtentwicklung Augsburg und sollen nicht im Regal bzw. online stehen, sondern müssen angewandt werden. 

Davon lässt die Planung auf dem Reese-Gelände jedoch wenig erahnen. Dass die aus lang vorher bearbeiteten Wettbewerben entstandene Neu-Bebauung inzwischen nicht mehr den aktuellen Erfordernissen entspricht, zeigt, dass Stadtentwicklungsprämissen ständig auf dem Prüfstand stehen müssen. Für alle geplanten Vorhaben jedoch sollten auch wegen kurzfristig entstandener Zwänge Moratorien möglich sein, also Möglichkeiten zum Umsteuern. 

„Kultur“ wurde nicht aus Jux & Spaß zur vierten Zukunftsleitlinie, sondern Projekte aller Art müssen auch auf ihre kulturellen Aspekte hin untersucht und bestmöglich optimiert werden. So auch Planungsabsichten auf den ehemaligen amerikanischen (und vormaligen reichsdeutschen) Kasernenarealen. Dort stehen Gebäude aus verschiedenen Zeiten, die Teil der zu erhaltenden Erinnerungskultur Augsburgs sind, weil positiv (US-Amerikaner) oder negativ (Nationalsozialisten) konnotiert. Der Abriss dieser Gebäude tilgt stumme Zeitzeugen und macht das Areal geschichts- und gesichtslos. 

Die inzwischen letzte übrig gebliebene Begründung, warum sie abgerissen werden sollen, besteht in der Belastung durch „Schadstoffe“. Welche diese im Detail sind, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Klar ist aber, dass, egal, ob das Gebäude abgerissen oder saniert und umgenutzt wird, die Schadstoffe vorher entfernt und entsorgt, die Gebäude also vor Abriss oder Sanierung ggf. bis auf das Skelett „gehäutet“ werden müssen. Dieser Vorgang ist in jedem Fall erforderlich und damit kostenneutral. 

Ein weiterer Aspekt neben dem Kulturverlust durch Abriss ist der Verlust der in den Bestandsbauten steckenden „Grauen Energie“, zu welcher auch noch die weitere Energie der stattdessen neu zu errichtenden Gebäude gezählt werden muss. 

Weil der Abraxas-Solitär in reiner Wohnumgebung möglicherweise zum Fremdkörper wird, ist es angeraten, in den zu erhaltenden historischen Bauten über Nutzungen nachzudenken, die diesem Stadtteil gut tun würden, wie ein Bürgerzentrum, ein Architekturmuseum, ein Medienkunstzentrum zur Intensivierung und Verstetigung der Lab30-Kunst, eine Gemeinschaftswerkstatt, Start-Up-Büros, Studierendenwohnungen und wie bisher schon so genutzt, Künstler*Innenateliers und Musiker*Innenstudios. 

Wenn bei Schulneubauten wie zwischen Somme- und Reinöhlstraße gleich nebenan gestattet wird, riesige Flächen nur für Parkplätze zu verbraten, dann scheint der Nachverdichtungs- und Aufstockungsdruck noch nicht hoch genug zu sein. Dafür jedoch müssen „erzählende“ Gebäude bestimmt nicht weichen. Passend zur Kommunalwahl wird sich zeigen, wer genau was unter den Begriffen „konservativ“, „konservieren“ bzw. „bewahren“ versteht. 

Christian Z. Müller 

Abriss der Reese-Kaserne: Initiative kämpft um letzte Zeugnisse des amerikanischen Militärs in Augsburg
Bericht der Stadtzeitung vom 11.02.2020 zum Artikel

Bald ist es endgültig vorbei mit Augsburgs Kulturviertel auf dem Areal der ehemaligen Reese-Kaserne. Einige der letzten Gebäude, die US-amerikanische Soldaten rund 50 Jahre nach der Befreiung nutzten, sollen noch im Februar abgerissen werden. Dagegen wehrt sich allerdings auch noch „in allerletzter Sekunde“, wie es Alex Blümel von der Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ ausdrückt, Wiederstand.
Bereits seit Monaten versuche die Initiative im Stadtrat „Verständnis zu wecken“ für eine Neuplanung des letzten Teilareals der Reese-Kaserne, die die historischen Gebäude als Erinnerung an einen Teil der Augsburger Stadtgeschichte bewahrt. Die Initiative schickte nun erneut einen Brandbrief an Oberbürgermeister Kurt Gribl. (weiterlesen in der Stadtzeitung Augsburg, Beitrag von Laura Türk, 11.02.2020)

Dies sehen die veralteten Planungen vor:

Viele niedriggeschossige Neubau-Quader, flächenintensiv, Bestandsgebäude und historischer Exerzier-und Appellplatz  verschwinden komplett. (Bildquelle: Stadt Augsburg, zum Vergrößern bitte klicken).

Initiative kämpft für die letzte US-Kaserne Augsburgs –
BR-Bericht vom 31.01.2020 zum Artikel

Die Reese-Kaserne ist die letzte sichtbare Erinnerung an die US-Streitkräfte in Augsburg und sie soll bald schon Wohnungen weichen. Doch eine Initiative kämpft dafür, dass der Erhalt der Gebäude mit neuem Wohnraum vereinbar sein muss.
Für das letzte historische Areal der Reese-Kaserne in Augsburg sind die Bagger schon so gut wie bestellt. Dort wo jetzt noch historische Verwaltungs- und Technikgebäude stehen – die Kradhalle, Mannschaftsgebäude und die „Kantine“ – sollen schon bald Wohnblocks errichtet werden. Jetzt machen die Gegner des Bauprojekts, die für den Erhalt der letzten Erinnerung an die US-Streitkräfte kämpfen, noch einmal mobil.
Die „Initiative Augsburg bewahren“ hat einen Brandbrief an die Stadt geschrieben. Sie will das Teilareal der Kaserne mit dem historischen Exerzierplatz erhalten. „Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Augsburgs durch die Amerikaner will die Stadt unbeirrt das letzte Bauensemble am historischen Exerzierplatz auslöschen“, lautet die Kritik der Abrissgegner.
weiterlesen im BR-Beitrag von Barbara Leinfelder, 31.01.2020

”IT IS ALMOST LIKE WE NEVER HAVE BEEN HERE…”

Vor kurzem erreichte uns ein sehr emotionales aber auch tolles Unterstützerschreiben einer U.S. Army Friends Group. Sie haben mit großer Begeisterung und Hoffnung von unserer Initiative erfahren, die versucht den Abriss der letzten Reese Gebäude zu verhindern und für deren Erhalt kämpft. Hier einige Originalzitate. (Den Brief in ganzer Länge könnt ihr hier finden)

(…..)“Und sie sind stolz darauf, dass sie während des Kalten Krieges für den Frieden in Deutschland im Einsatz waren. Sie können deshalb nicht verstehen, warum alle Erinnerungen an diesen Teil der Geschichte Augsburg’s ausgelöscht werden sollen, als ob es etwas Negatives wäre woran sich niemand mehr erinnern will. Sie wundern sich warum kein Kasernen-Gebäude erhalten wird und in naher Zukunft nichts mehr an dieses Kapitel erinnern wird. Hier entsteht eine stadtgeschichtliche Lücke, wenn nichts mehr an diese Zeit erinnert.“ (……)

(….)“Nicht wenige sind geschockt oder traurig, dass von der Sheridan und Flak Kaserne (fast) nichts mehr übrig ist. Auch andere ehemalige markante Orte wie das abgerissene PX Einkaufszentrum (bzw. was davon noch übrig ist) werden gesucht und besucht. „One day the Christkindlmarket will be the only place that we can still visit, the only place that we remember from our past…but our former places will all be gone…. it is almost like we never have been here“, so ein betrübter Veteran bei einem kürzlich geführten Telefongespräch. „(….)

I’d be one of the first to sign a petition! Don’t want to see all of the memories of Reese Kaserne gone. I hope something is left when I visit.
(Bill B., 59 Jahre alt, in den 1980ern in Augsburg stationiert, kommt in Kürze wieder nach Augsburg um die alten Plätze zu besuchen)

Ate lunch there many times. It would be great to have here a German/American place to go to when visiting Augsburg.
(Dennis C. über die Mess Hall* auf dem Reese Gelände, stationiert in Augsburg 1987-1988)

A WWII building. Kept up in maintenance. It would make a great community building for the Germans. Plus still leave a tribute to our two nations.
(Rich J., 55 Jahre alt, über die Mess hall auf dem Reese Gelände; er war in den 1980ern in Augsburg stationiert)

Crying shame (demolishing Sheridan / Reese)
(Thomas G., 1994-1997 stationiert in Augsburg)

….The work ethic, the sacrifices we all made and survived! It’s all freedom! I believe it! But it seems like it’s moving so fast as if none of it ever even mattered…..
(Krista C., 40 Jahre; ihre Eltern waren in den 80ern hier, sie ging hier zu Schule)

Please save the building Mr Mayor. Was my mess hall 1984-1986, ate many meals there. Something like a community place or museum would be a wonderful way of preserving and honoring, the history of Americans stationed there.
(Sherrill J., sie war in den 1980ern in Augsburg stationiert)

Sad to see it go. One of the best assignments during my career.
(Terry H., in den 1970ern in Augsburg stationiert)

Keep it up, don’t destroy it, it is part of my life and my husband’s David!
(Maria D., 60 Jahre alt, Augsburgerin, heiratete Soldat, lebt in USA, kommt regelmäßig nach A.)

We were the last unit to leave Augsburg in 1998. I was actually worried that I had full accountability for all office and room keys but apparently, they weren’t ever needed again. 🙁
(Paul H; stationiert in Augsburg in den 1990ern)

*mess hall = Kantine, Speisesaal

Rettet das Reese-Areal!

 

DOWNLOAD OFFENER BRIEF

Sehr geehrte Damen und Herren des Augsburger Stadtrates,
sehr geehrte Partei- und Fraktionsmitglieder

Wir, die Initiative ´Augsburgs Erbe bewahren´, sowie weitere Akteure der Stadtgesellschaft, wenden uns mit folgendem Appell bzgl. ´Reese – Amerika in Augsburg´, an Sie. Den diesbezüglichen offenen Brief, siehe Anhang, den wir bereits vorab dem Oberbürgermeister übermittelten, bitten wir als Grundlage und Anlass zu nehmen, sich dieses Themas, nämlich Schonung des Bestands,  Form und Art der Bebauung auf der Konversionsfläche Reese-Kaserne, nochmals anzunehmen.

Wir hoffen, daß Sie sich offen für Veränderungen positiver Art zeigen, zeitgemäß und zukunftsorientiert agieren, mit Respekt, Bewusstsein und umsichtiger Verantwortung für unsere Geschichte.
Gerne möchten wir hierzu mit Ihnen ins konstruktive Gespräch kommen, bitte ermöglichen Sie uns hierfür Termine.
Es ist noch nicht zu spät für Änderungen, politisch kann dies umgesetzt werden.

»Wenn Dinge weg sind, verschwinden auch allmählich die Geschichten«

Wir appellieren an Sie, als amtierenden Oberbürgermeister, sowie die anderen Vertreter der Stadtpolitik, hier auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne ´Reese´ ein Moratorium festzulegen. Bitte vergeben Sie momentan keine Aufträge, die Abrisse und Fällungen zeitnah möglich machen, stoppen Sie eventuell bereits erteilte Aufträge bzw. setzen diese vorerst aus.
Ziel ist es im Diskurs mit Akteuren der Stadtgesellschaft einen anderen, nötigen, zeitgemäßen Umgang mit diesem prägenden Erbe der jüngeren Augsburger Stadtgeschichte zu finden, sensibel, verantwortungsvoll und angemessen.
Sanierung, Modernisierung, Umnutzung, Ergänzung- ja, selbstverständlich. Hocheffizienter,durchmischter Wohnungsbau auf Teilarealen- unbedingt. Aber MIT dem Bestand und dem historischen Platz und nicht gegen, also ohne ihn.

Warum finden wir Unterzeichner und so viele weitere Unterstützer dies so wichtig?

Augsburgs Erbe ist vielseitig und bildet eine lange Zeit ab. Ein Teil unserer Stadtgeschichte ist ´Amerika in Augsburg´ . Ebenso wie man andere Epochen noch heute in Teilen in unserem Stadtbild ablesen kann, sollte man diesen so wichtigen und prägenden Baustein, Teilstück unserer Geschichte weiterhin finden, zumindest ablesen können. Im Zuge großer Umformungen der Konversionsflächen sind bis auf dieses letzte Ensemble in der ´Reese´ nahezu alle militärischen Spuren abgerissen worden, eine letzte Handvoll von nicht zusammenhängenden Einzelgebäuden besteht noch auf den drei ehemaligen Kasernenarealen.
Im offenen Brief stehen hierzu bereits Stichpunkte, ich möchte mich nicht unnötig wiederholen.

Wir finden, daß Augsburg hier eine Verantwortung gegenüber der Geschichte, sowie vergangenen und künftigen Generationen hat.

Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf die letzten Militärbauten oder Plätze, sondern natürlich auch auf andere
Bestandsobjekte, sei es im Zusammenhang mit Textilindustriegeschichte, Nachkriegszeit und Wiederaufbau, oder vieler anderer Mosaiksteine unserer reichen Stadtgeschichte.

Damit all diese Epochen ablesbar bleiben, bedarf es eines angemessenen und sorgfältigen Umgangs mit dem Bestand.
All die heutigen Anforderungen, aber auch die künftigen, berechtigen nicht zu einem Auslöschen unserer ´Geschichtsbausteine´ sondern erzwingen im Gegenteil einen angemessenen, weitsichtigen Umgang mit diesen.

Niemand kann und will Fortschritt verweigern, Bedürfnisse von heute und morgen müssen angegangen werden und gelöst werden. Aber in den allermeisten Fällen kann man, mit umsichtiger Planung und Herangehensweise, Altes und Neues aufs Beste verbinden.

Respekt und das Bewusstsein um die eigenen Geschichte, die Möglichkeit bestimmte Zeiten und Ereignisse auch für künftige Generationen noch erfahrbar zu halten, damit auch Identifikation zu schaffen, muss Maßgabe sein für städtebauliche Entscheidungen und Weichenstellungen.

Wir wissen natürlich, daß es bereits sehr spät , die Planung fortgeschritten und der Bebauungsplan rechtskräftig ist. Aber wie
bereits an anderen Stellen des B-Plans Reesekaserne gezeigt und praktiziert, kann man sehr wohl politisch Änderungen festlegen und den B-Plan nachträglich modifizieren, neuen Erfordernissen anpassen. Bitte machen Sie hiervon auch bezüglich des Areals Gebrauch, das wir im offenen Brief benennen. Der aktuell rechtskräftige B-Plan ist aus einer Zeit, in der Augsburg
noch nicht wuchs, andere Anforderungen hatte, andere Rahmenbedingungen (Uniklinik etc.) und vermutlich auch so manche Punkte anders eingestuft wurden als heute, mehr als 15 Jahre später und unter dem Eindruck sich überschlagender neuer Erkenntnisse und Erfordernisse.

Bitte geben Sie diesem bedeutsamen Teil der jüngeren Augsburger Zeitgeschichte eine Chance in die Zukunft zu überdauern, ohne dabei moderne Notwendigkeiten auszublenden.

Kommen Sie mit uns ins Gespräch und verhindern Sie Faktenschaffung durch Abriss und Fällungen. Stoppen Sie vorläufig diese Prozesse. (Bereits erteile Aufträge können doch, wenn überhaupt, auch später oder in anderer Form ausgeführt werden)
Was wären 12 – 18 Monate Verzögerung im Verhältnis zu fünf Jahrzehnten prägender und wichtiger neuerer Stadthistorie?

Hochachtungsvoll,
Alex Blümel

Hier wird Geschichte vernichtet!

Pressemeldung vom 5. Februar 2020
Reese-Kaserne: genau zum 75. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkrieges und der Befreiung Augsburgs durch die Amerikaner, will die Stadt unbeirrt das letzte Bauensemble am historischen Exerzierplatz auslöschen. Dieses kleine Teilareal und die hier noch erhaltenen Gebäude zeugen von dem halben Jahrhundert amerikanischer Militärpräsenz und deren Verwebung und Spuren in unserer Stadtgesellschaft. Hier hätte die Stadt die Verantwortung für diesen Teil ihrer neueren Stadtgeschichte, Wertschätzung für diesen Teil ihres Erbes zu zeigen und mit einem angemessenen Umgang damit diese Aufgabe anzunehmen. Seit längerem versucht ein Kreis von Stadtakteuren, ins Gespräch mit Oberbürgermeister u.a. Vertretern der Stadt zu kommen und verfasste hierzu einen Appell für ein Moratorium bzgl. zeitnaher Abrisse. Aber die Politik stellt sich taub und ermöglich weder eine Kommunikation hierüber, noch setzt sie die Akteure in Kenntnis über die begonnene Ausschreibung zum Abriss.
 
Durch ein starres Festhalten an veralteten Planungen werden hier zudem die Chancen vergeben, auf eine zeitgemäße und zukunftsorienterte Gestaltung des Teilareals, auch Möglichkeiten einer besseren wirtschaftlichen Verwertung mit zudem höheren städtebaulichen Qualitäten. Die Stadtpolitiker hätten es rechtlich in der Hand, den B-Plan jederzeit abzuändern. Wenn der Auftrag zum Abriss nicht vergeben wird, aktuell insbesondere der Kantine und der Kradhalle, könnte der neu gewählte Stadtrat auf zeitgemäße Erfordernisse eingehen und die Planungen abändern.

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• Besuchen Sie unsere Infoveranstaltungen,

• informieren Sie Freunde und Bekannte,

• kontaktieren Sie Ihren Stadtrat, den OB und uns.

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Freundeskreis Gärtnerhaus im Park

vertr. d. Irene Kuhn
hallo@gaertnerhaus-im-park.de

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Tel. 0821 / 3 76 95
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Fachforum Nachhaltige
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Bürgeraktion Pfersee
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